Glasmuseum Frauenau

Glasmachen

Ein Glasmacher muss ein Gespür haben, das soll eine Berufung sein.

Wenn man in der Frühe in eine Hütte hineingeht, das ist einmalig. Alles ist still, der Ofen ist noch zu, dann wird unten umgestellt, das Feuer strahlt aus dem Ofen, und dann kommen die Glasmacher, jeder richtet sein Zeug her – das ist ein Arbeitsfluidum, also das muss man erleben und das muss man auch spüren.

Hüttenmeister, geb. 1949

Erst fängt man an mit dem Kölbl. Der Kölblmacher bläst einen Posten auf mit der Pfeife, so einen kleinen Posten. Dann übergibt er die Pfeife dem Einbläser. Der übersticht dann das Kölbl mit frischem Glas und formt es am Übertrog. In einer böhmischen Kelchwerkstatt bläst der Einbläser dann in die Kelchform ein, dann legt er vorne an den Kelch Glas an und übergibt es dem Stängelzieher. Der zieht den Stängel.

Und dann kommt der Bodenanfänger, der macht vorn am Stängel ein bisschen Glas dran, dann übergibt er es dem Meister, und der Meister schneidet den Boden drauf.

Normalerweise hat der Meister die leichteste und die schönste Arbeit. Der schneidet nur seinen Boden drauf und übergibt es dann dem Einträger. Aber du musst eben erst einmal so weit kommen. Das ist einfach der Meister!

Glasmacher, geb. 1922

Das ist alles in der Brotzeit gemacht worden. Das hat man „Schinden“ genannt. Ob das mittags oder in der Brotzeit gewesen ist, das ist bei mir gleich gewesen. Ich hab immer schinden wollen.

Dann haben sie hinten beim Gistl verboten, in der Mittagszeit zu arbeiten. Aber das hab ich mir nicht nehmen lassen. Hab ich gesagt gehabt: „Wenn ich nicht schinden darf, dann ist für mich das Glasmachen zu Ende.“

Glasmacher, geb. 1922

1952 bin ich in die Hütte gekommen, zur Firma Poschinger. Da hab ich vier Jahre gearbeitet, und dann bin ich zur Firma Eisch. Dann ist langsam das Schinden angegangen. Und mit der Zeit ist das Scnupftabakbüchsl-Machen gekommen, hab ich mich da ein wenig interessiert. Und mein Vater hat mir das ein wenig erklärt.

Vorher ist die Schinderei ja anders gewesen, da haben wir „Sputniks“ gemacht, die dreieckigen, ovalen Schalen. Dann hab ich mich auf Büchsl umgestellt. Und mittlerweile hat mich das so interessiert, dass ich mir eine Sammlung gemacht habe. Ich hab heut 1200 Büchsl, da sind keine sieben, acht ganz gleiche dabei.

Glasmacher, geb. 1938

Ja, die Glaserei, die verfolgt einen sein Lebtag lang. Das hat man im Blut. Der Vater ist schon Glasmacher gewesen, damals, sind wir immer miteinander zum Schott in die Arbeit, zu zweit mit dem Mofa.

Damals haben sie ja noch viele junge Leute gesucht. Da war das ja noch der Beruf, wo man gesagt hat, da hat man Zukunft. Was heute nicht mehr der Fall ist.

Von meiner Verwandtschaft sind viele Glaser – mein Onkel, der hat früher in der Regenhütte gearbeitet, hat auch noch lange Jahr bei Rosenthal gearbeitet. Dann ein anderer Onkel von mir – eigentlich die halbe Verwandtschaft.

Glasmacher, geb. 1965

Verfolgen wir einmal so ein Glasl: Das kommt zum Kühlband heraus, dort muss eine zuerst einmal die Gläser anschauen. Wo sie einen Fehler sieht, das wirft sie dann weg, z.B. wenn ein tein drin ist, das springt ja irgendwann einmal, das taugt nicht. Das wird weggetan, dann klaubt sie die Gläser in den Wagen hinein, bis die ganze Gattung aus dem Kühlband draußen ist.

Wo sie die Kappen mit der Hand absprengen kann, das tut sie selber. Aber die meisten Kelche macht eine Maschine. Außer es sind Vasen oder so was, das sprengt sie ab, und dann stellt sie den Wagen hin und dann geht’s weiter.

Dann wird erst einmal auf der Bandschleifmaschine abgesäumt. Und dann wird das Glas gewaschen und der Mundrand verschmolzen – wir sagen „einbrennen“, das machen verschiedene Leute.

Wenn es eingebrannt ist, dann kriegt es die, die anschaut. Sie kontrolliert es noch einmal nach. Dann stellt sich heraus, ob es I. Wahl oder II. Wahl ist. Dann wird es eingepackt.

Es sei denn, das Glas wird noch graviert und geschliffen. Dann kommen die Gläser in ein Körberl hinein und werden zu einem bestimmten Arbeiter hingebracht, zum Graveur oder zum Schleifer.

Glashüttenarbeiterin, geb. 1972

Ich hab Glas ausgewaschen und, wenn da nichts gewesen ist, eingepackt. Da hab ich die ganze Woche fünf Mark gekriegt. Wenn ich das Geld gekriegt hab, das sind so kleine Tüten gewesen, da ist der Fünfer drin gewesen.

Ein halbes Jahr hab ich unten gearbeitet, dann hab ich gesagt, jetzt mag ich nicht mehr. Um 5 Mark arbeiten die ganze Woche! Der Vater ist ganz entsetzt gewesen, wie ich gesagt habe, ich mag nicht mehr in die Hütte gehen. „Ich geh nicht mehr, ich hab schon gekündigt.“

Damals haben sie gar nicht genug Frauen hergekriegt, da ist etwas gegangen – im Packhaus und beim Auswaschen, in der Malerei sind ein Haufen Leute gewesen. Nach der Schule in die Hütte, und die meisten haben gearbeitet bis zur Rente, so war es!

Glashüttenarbeiterin, geb. 1923