Glasmuseum Frauenau

Bürgertum und Industrie

Mit der Französischen Revolution und den Napoleonischen Kriegen zersprangen die absolutistischen Spiegelkulissen, die Schiffswege der Glashändler durch den Ärmelkanal schließen sich. Im Museumsrundgang fährt nun die Eisenbahn weiter ins industrialisierte England.

Das in englischen und irischen Glasfabriken mit Kohle- und Kohlengasfeuerung geschmolzene und funkelnd geschliffene Bleikristall entsprach ganz dem Geschmack der bürgerlichen Salons.

1851 stellte sich im Kristallpalast der Ersten Weltausstellung in London technisches, aber auch dekoratives Glas dem Wettbewerb der Nationen – dies auch unter Beteiligung der Bayerwaldglashütten mit ihrer neu aufblühenden Luxusproduktion.

In den Stilepochen von Biedermeier, Historismus und Jugendstil brachten die Entwerfer, Glasmacher und Dekorateure der Glashütten Böhmens und Ostbayerns die Stimmungen und den Erfindungsdrang des 19. Jahrhunderts zum Ausdruck.

 

 

Die industriellen Impulse Großbritanniens verdichten sich in der Erfindung der Eisenbahn. Entsprechend führen im Museum Eisenbahnschienen über die Landkarten des Britischen Weltimperiums, aber auch Bayerns und Böhmens, hin zu den wohl eindrucksvollsten Sammlungsbeständen des Glasmuseums. Die fantasievolle Luxusglasproduktion Böhmens und Österreichs präsentiert sich Seite an Seite mit der der Bayerwaldhütten Schachtenbach, Theresienthal, Oberzwieselau oder Frauenau. Ausziehbare Schubladen erlauben es, auch die dazugehörigen Entwürfe zu betrachten.

Die in rotem Glas gebauten Podeste, die als „Bahnsteige“ den Schienenweg flankieren, präsentieren die Entwicklungen der Glasfabrikation in England, und mit etwas Verspätung, auch im Bayern Ludwig I. Die Installationen sind den Messepräsentationen Böhmens im Londoner Kristallpalast nachempfunden; dieser kommt in zeitgenössischen Dokumenten auf Bannern und in Audiostationen ebenso zur Geltung wie die technologische und soziale Seite der Industrialisierung: Industrielle Produktionsrhythmen gehen einher mit Armut, Kinderarbeit und gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen in den expandierenden Bayerwaldglashütten.