Barocker Glanz
Nach dem europäischen Zusammenbruch des Dreißigjährigen Kriegs spielen sich die gläsernen Entwicklungen des Barocks vor der Festkulisse des Versailler Spiegelsaals und der prunkvollen Fürstenhöfe ab. Ihre Verschwendungs- und Repräsentationssucht, zusammen mit der neuen Wirtschaftsideologie des Merkantilismus ließen die Glasveredelungs- und Handelszentren Nordböhmens und die Produktion von Spiegeln, Kristalllustern und wertvoll geschnittenen Gläsern aufblühen.
Ein leuchtendes, gläsernes Labyrinth, dekoriert mit dem barocktypischen „Bandelwerk“-Ornament des Versailler Hofmalers Jaques Berain, bildet den Bühnenraum für einen Aufbruch des böhmischen Glases. Neue Glasprodukte bestimmen die Szene, die böhmische Kaufleute per Schiff und Fuhrwerk in ganz Europa und nach Übersee verbreiteten.
Die Erfindung des klaren, böhmischen Kristallglases bildete die Ausgangsvoraussetzung für aufwändig veredelte Glaswaren in Glasschnitt oder Facettenschliff, für die Kronleuchter- und Spiegelmanufakturen. Als Spiegelkulissen und Requisiten ermöglichten sie die feudalen Räume und der Selbstbespiegelungen barocker Hofkultur um Ludwig XIV., die im Glasmuseum in Sanddstrahltechnik, Gravur und Glasguss nachempfunden werden.
Am Beispiel der Stadt Haida in Nordböhmen (der heutigen Frauenauer Partnerstadt Nový Bor) zeigt ein zentraler Teilraum der Ausstellung, wie neue, zunftmäßig organisierte Handwerkszweige der Glasveredelung, Landadelige wie die Grafen Kinsky sowie die Kaufmannskompagnien in der Barockzeit zusammen eine neue Blüte der Glasproduktion erreichten.
Die Rohgläser dazu kamen weiterhin aus den Glashütten der Grenzgebirge.
Dort, in den grenznahen Dörfern, widmete sich eine kreative bäuerliche Hausindustrie außerdem der Herstellung von Heiligenbildern in Hinterglasmalerei, der ebenfalls eine Ausstellungswand gewidmet ist.