Glasmuseum Frauenau

Das erste Glasmuseum Frauenau

Alfons Hannes (1931-2010), Glasgraveur, Gewerkschaftssekretär und von 1966 bis 1996 Bürgermeister von Frauenau, kannte und liebte das Glasarbeitermilieu. Zugleich war er ein weltoffener und weitgereister Kunstfreund und Glashistoriker. Unterstützt von dem Künstler Erwin Eisch, dem Hüttenmeister Helmut Schneck, regionalen und internationalen Glasfreunden und glashistorischen Museen baute er ein eingestürztes Sägewerk zum Glasmuseum Frauenau um, das 1975 eröffnet wurde.

 

Das erste, kommunale Glasmuseum war von gläsernem Sachverstand, Menschlichkeit und Frauenauer Improvisationsgeist geprägt. Es überschritt die engen Konventionsgrenzen zwischen dem Industrie- und dem Kunstmuseum, zwischen regionaler und internationaler Ausrichtung. Präsentationen von Geschichte, Handwerk und Technik wurden durch wertvolle Glasobjekte aus örtlichen Beständen, privaten und musealen Sammlungen und Ankäufen ergänzt und machten die kunstsinnigen Verbindungen zwischen den glasproduzierenden Regionen und den Märkten der Welt seit der Antike nachvollziehbar.

 

Alfons Hannes bemühte sich die Glasleute in seinem Glasmuseum zusammenzubringen.

1984, 1988 und 1993 initiierte er den „Bayerwald-Glaspreis“ für Glashüttenleute, Glashandwerker und Künstler der Region.

Legendär sind die Internationalen Frauenauer Glassymposien: 1985, 1988, 1991, 1995, 2000 wurden sie im und um das Glasmuseum Frauenau als rauschende „Familienfeste“ der internationalen Glaswelt gefeiert. Das letzte große Symposium 2006 fand unter Federführung des Bild-Werk Frauenau bereits im neuen Museum statt.

 

 

1974, im Jahr der beabsichtigten Eröffnung des Glasmuseums, beschrieb Alfons Hannes den Bau des Glasmuseums - und schilderte dabei Konstellationen und Hintergründe, die sich in vergleichbarer Weise, aber unter veränderten Bedingungen, auch beim Neubau ab 1999 wiederholen sollten:

 

"Die Gemeinde Frauenau realisierte damit ein Projekt mit nicht nur schwieriger Baugeschichte, sondern auch heftiger Umstrittenheit nach Wert und Bedeutung. Der Gedanke wurde erstmals am 7. Januar 1970 im Frauenauer Rathaus vor einer kleinen Schar interessierter Leute präzisiert. Mit viel Mühe, zäher Kleinarbeit und unermüdlichen Diskussionen fand das Werk nach viereinhalb Jahren schließlich sein gutes Ende. Zu verdanken war dies vor allem einer großzügigen finanziellen Unterstützung vonseiten staatlicher Stellen. Die Herstellungs-Kosten waren in außerordentlichem Maße gestiegen, nachdem sich während der Bauzeit immer wieder neue Gesichtspunkte und Notwendigkeiten ergaben.

Das Glasmuseum Frauenau wurde aus folgenden Überlegungen errichtet: Seit sechs Jahrhunderten zählt die Glasherstellung zu den wichtigsten und traditionsreichsten Gewerbezweigen Ostbayerns. Mit elf Glasfabriken und 25 Handwerksbetrieben bildet Niederbayern heute den bedeutendsten Schwerpunkt der deutschen Zier- und Wirtschaftsglas-Erzeugung. Sie konzentrieren sich alle auf den Mittleren Bayerischen Wald. Frauenau weist selbst nicht nur bedeutende Glasbetriebe auf, sondern bildet in diesem Bereich einen geographischen Mittelpunkt."

(Roman Eder; Alfons Hannes: Frauenau. Chronik und Lebensbild eines Bayerwald-Ortes. Zwiesel 1974, S. 281.)